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Dummsprach

Wenn Friedensforschung Verschwörungstheorie wird, dann wird es Zeit. Zeit, die Kugelschreiber zu konfiszieren.

Ich beziehe mich in diesem Beitrag auf einen Artikel von Frau Brenner, den ich vor kurzem auf www.tagblatt.ch gelesen habe (hier nachlesen: “FHS St. Gallen gibt Verschwörungstheoretiker Daniele Ganser eine Bühne“). Da, wie so oft bei den wirklich interessanten Artikeln, die Kommentarfunktion deaktiviert ist, entsteht nun eben ein neuer Blog-Beitrag daraus.
Es geht hier aber weder ums Tagblatt noch um Frau Brenner, denn der erwähnte Artikel ist nur einer von vielen. Ein exemplarisches Beispiel.

Kugelschreiberverbot

Dr. Daniele Ganser wird, einmal mehr, schon im Titel als Verschwörungstheoretiker bezeichnet. Doch gerade Journalisten sollten doch wissen, dass dieses Unwort völlig inhaltsleer ist. Seit den 60er-Jahren wird es systematisch gegen Andersdenkende verwendet. Es dient einzig und alleine dem Zweck, unliebsame Menschen und ihre unliebsamen Meinungen mit einem Wort für immer zu diskreditieren, ohne auf der sachlichen Ebene argumentieren zu müssen.
Jedem Journalisten, der ernsthaft das Wort Verschwörungstheoretiker in den Mund nimmt, sollten sofort alle Kugelschreiber konfisziert werden.

Meinungseinfältig

Nun reden wir zwar immer von Meinungsfreiheit und Meinungsvielfalt. Gemeint ist natürlich nur die Meinungsvielfalt innerhalb eines klar abgegrenzten Spektrums. Um bei Dr. Ganser zu bleiben: Man darf darüber laut nachdenken, wie Bin Laden und seine Terroristen die Anschläge durchgeführt haben. Man darf aber nicht darüber laut nachdenken, ob Bin Laden und seine Terroristen die Anschläge wirklich durchgeführt haben.
Unsere Meinungskultur müsste man treffender mit Meinungsgleichschaltung umschreiben, denn überall lesen wir die gleiche Meinung, mal mit mehr Bildern, mal mit mehr Text. Tun wir aber nicht, da ja der Begriff Gleichschaltung einen historisch negativen Beigeschmack hat. Ich würde deshalb unsere Medienlandschaft als meinungseinfältig bezeichnen.
Was nicht passt, wird mit dem Verschwörungswischer weggewischt. Ende Diskussion.

Theorie? Verschwörung?

Eins habe ich nicht verstanden: Wo ist die Verschwörung? Wo ist die Theorie?
Soweit ich das sehe, beschäftigt sich Dr. Ganser mit Fakten. Sei es bezüglich dem Thema NATO/Gladio, mit seiner Arbeit zum Thema Friedensforschung und illegale Kriegsführung oder mit dem -am meisten zitierten- Thema zu 9/11. Ich sehe keine wilden Theorien, keine völlig aus der Luft gegriffenen Behauptungen. Aber da darfst du mich gerne in den Kommentaren eines besseren belehren.

Es gibt sie doch

Ich möchte in diesem Beitrag keineswegs behaupten, Verschwörungstheoretiker gäbe es nicht. Davon gibt es jede Menge. Nur nehmen unsere Journalisten, und schlussendlich auch wir, diese gar nicht mehr als solche wahr. Oder wurde die englische Premierministerin jemals als Verschwörungstheoretikerin bezeichnet? Natürlich nicht. Dabei ist sie eine typische Vertreterin: Sie sieht hinter dem Giftangriff auf den Spion in England eindeutig eine Verschwörung der Russen. Es fehlen ihr dazu zwar die Beweise und ihre Argumente sind lückenhaft. Eine blosse Theorie, die sie aber nicht vor starker Antirussen-Rhetorik und der aktiven Unterstützung von Massnahmen gegen Russland abhalten würde. 

Fazit

Fassen wir also zusammen:
Politiker, die andere Länder illegal auf Grund von unbewiesenen Tatsachen und ohne UNO-Mandat angreifen lassen, sind geachtete Politiker und geschätzte Gäste in Talkshows.
Menschen, die sich für Frieden
einsetzen und illegale Kriege auf Grund unbewiesener Tatsachen anprangern, sind Verschwörungstheoretiker, sollten keine öffentliche Bühne bekommen und haben auch an einer HSG St. Gallen nichts mehr verloren.

Wie verdreht sind wir Leser eigentlich, wenn wir sowas einfach schlucken?
Und noch eine Frage: Würden wir Dr. Ganser auch dann als Verschwörungstheoretiker betiteln, wenn wir das nicht pausenlos in den Medien lesen und hören würden? Oder wäre er einfach ein interessanter, vielleicht auch unbequemer Denker, der uns mit seinen Aussagen zum Nach- und Weiterdenken bringen würde?

Und zum Schluss. Was sagt uns dies unreflektierte Diffamierung über den etablierten Journalismus?
Setzen. Eins.

 

Bildnachweis: Christoph Hardt

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