Ja, der Titel ist wirklich ernst gemeint. Aber er stammt nicht von mir selbst, sondern von der Neurologin Jill Bolte Taylor. Weshalb sie es so toll fand, einen Schlaganfall zu erleiden? Lies weiter.
Das Video, welches ich dir vorstellen möchte, ist ein Kurzreferat von Jill Bolte Taylor. Sie ist eine amerikanische Neurologin und erlitt vor einigen Jahren einen Schlaganfall. Sie selbst fand das absolut toll. Denn bislang kannte sie Schlaganfälle nur aus der Theorie oder aus Erzählungen ihrer Patienten. Selber so etwas hautnah zu erleben erschien ihr als grosses Glück.
Sie beschreibt eindrücklich und sehr anschaulich, was der Unterschied zwischen der linken und der rechten Hirnhälfte ist. Obwohl ich wusste, dass die beiden Hirnhälften ganz unterschiedlich arbeiten, war mir nie bewusst, wie extrem unterschiedlich sie wirklich sind.
Sie erlitt einen Hirnschlag in der linken Seite und schildert ihre Erlebnisse, die sie hatte, während die rechte Seite die Kontrolle übernahm (und die linke sich nur hin und wieder dazwischen meldete).
Hier kannst du das Referat mit deutschen Untertiteln anschauen:
Vollmond
Wenn wir den Ausführungen Jill Taylors folgen, wird klar: unsere Gesellschaft, unser Leben ist dominiert von der linken Hirnhälfte. Wir mögen es rational, erklärbar, geordnet. Wir legen Wert auf Wissen und deren Anwendung.
Wir finden zwar auch Themen der rechten Hirnhälfte super. Tolle Musik, schöne Bilder, kreative Künstler und so weiter. Aber kann man davon leben, fragt sofort die linke Hälfte.
Wie subtil dominant die linke Hälfte für unser Leben ist, lässt sich an vielen Beispielen eindrücklich aufzeigen. Hier ist eines davon: Der Vollmond.
Der Vollmond ist ein tolles Beispiel dafür, wie sehr wir in der linken Hirnhälfte gefangen sind.
Die Wissenschaft ist sich noch heute nicht wirklich einig, ob nun der Mond auf den Menschen einen Einfluss haben kann oder ob das alles nur esoterischer Firlefanz ist. Einbildung. Selbstsuggestion.
Es gibt wissenschaftliche Untersuchungen, die eher dafür sprechen. Es gibt Untersuchungen, die eher dagegen sprechen.
Aber eigentlich wissen wir die Antwort schon lange. Entweder aus eigener Erfahrung oder aus unserem Umfeld. Schlechter Schlaf, üble Szenen im Strassenverkehr und so weiter – das kennen wir alle.
Wähle selber
Mit Jill Bolte Taylor taucht schon die zweite Neurologin in diesem Blog auf. Der erste war Eben Alexander, der zwar keinen Schlaganfall erlitt, aber ein sehr intensives Nahtoderlebnis erlebte und dies nach seiner (nicht erklärbaren) Genesung selber medizinisch analysieren konnte. Mehr dazu kannst du hier nachlesen.
Wenn Jill über ihre Erlebnisse berichtet, während die rechte Hirnhälfte die Kontrolle übernahm, tönt sie in meinen Ohren oft wie ein esoterischer Paradiesvogel. Obwohl sie eine intelligente und rational denkende Wissenschaftlerin ist. Vielleicht liegt das daran, dass unsere rechte Hirnhälfte wirklich so denkt – und wir uns das einfach nicht mehr gewohnt sind, da wir sie weitgehend aus unserem ernsten Leben verdrängt haben.
Jill Bolte Taylor appelliert, bewusst darüber nachzudenken, in welcher der beiden so entgegengesetzten Realitäten wir lieber leben möchten. Und in welcher wir tatsächlich leben. In der Rechten, wo alles mit allem verbunden ist, wir im hier und jetzt leben und es, wie sie sagt, ganz automatisch zu einer friedlicheren Welt kommen muss, da es keinen wirklichen Unterschied zwischen dir und mir gibt. Oder in der Linken, wo wir zur Persönlichkeit werden. Zu getrennt voneinander existierenden Individuen, die permanent die Gegenwart mit der Vergangenheit abgleichen und daraus Schlüsse für die Zukunft ziehen.
Wie auch immer: Während du jetzt mit der linken Hirnhälfte darüber nachdenkst, wie das genau funktionieren soll, weiss es deine rechte Seite schon ganz genau.
Bildnachweis: sör alex / photocase.de
