Heute zeige ich dir, wie du mit nur vier Mausklicks den Welthunger besiegen, die Weltmeere retten, die brasilianische Korruption ausrotten und die Regenwälder erhalten kannst.
Die Lösung zu allen Problemen hat einen Namen: Avaaz.
Avaaz ist ein weltweites Kampagnen-Netzwerk, das mit Bürgerstimmen politische Entscheidungen beeinflusst – so steht es jedenfalls auf der Website, die in allen möglichen Sprachen aufgeschaltet ist. Mit eindrücklichen Bildern und treffenden Schlagworten wird hier für verschiedenste Kampagnen geworben, die man online unterzeichnen kann. Mitmachen ist ganz einfach: E-Mail-Adresse eingeben und schon gehörst du zu den über 44 Millionen Avaaz-Mitgliedern.
Also los, stoppen wir die Folterzentren für Schwule und die Folter in den Schlachthäusern. Gleich danach retten wir die Ozeane vor der Plastikverschmutzung und halten Monsanto auf Trab.
Du siehst, für jeden und alles gibt es eine Initiative, eine Petition, eine Kampagne! Ob Menschenrechte, Umwelt, Tierschutz oder politisches Engagement – kein Bereich bleibt aussen vor. Würden alle mitmachen, die Welt wäre bis nächsten Mittwoch gerettet.
Ist doch super!! Dann kannst du hier klicken und du kommst direkt zu Avaaz.
Oder nicht? Dann bitte weiterlesen.
Hoffnungsschimmer!
Wie sagt man’s so schön? Avaaz holt dich da ab, wo du gerade stehst.
Du hältst Monsanto für eine Drecksfirma? Du bist traurig, dass der halbe Ozean mit Plastik zugemüllt ist? Kein Problem. Petition unterschreiben, du bist nicht alleine. So viele Stimmen müssen doch etwas bewirken.
Avaaz ist grossartig. Vor allem für machtgeile Politiker der obersten Etage oder für CEOs von unbeliebten Firmen, die immer wieder mit Gegenwind aus der Bevölkerung kämpfen müssen. Wäre ich ein skrupelloser Herrscher, ich würde mich ärgern, Avaaz nicht selbst erfunden zu haben.
Weshalb das so ist? Ganz einfach: Wütende, lautstarke Proteste kann man zwar unterdrücken. Doch kommt das immer so autoritär rüber und irgendwann kippt die Stimmung und man kann die Masse nicht mehr kontrollieren. Viel effektiver, und mit demokratischem Anstrich, geht es, wenn man den Unmut kanalisiert, gezielt steuert und dann ins Nichts laufen lässt. Und genau das macht Avaaz.
Angeschmiert
Das Avaaz-Prinzip ist schon fast genial. Einerseits wird man schnell sein schlechtes Gewissen los, da man sich ja für was Gutes einsetzt. Mit einem Klick geht’s den Bienen wieder gut und man kann sich wieder sich selbst zuwenden. Andererseits muss man nichts an seinem Leben ändern oder sich etwas tiefer mit einem Thema befassen.
Schliesslich ist es einfach, eine Kampagne für dieses indonesische Urvolk zu unterschreiben, damit ihr Lebensraum nicht durch Palmölplantagen zerstört wird. Am Sonntagmorgen auf Nutella verzichten und beim Einkauf auf Palmöl zu achten ist ziemlich mühsam.
Monsanto an der Pranger stellen, da macht jeder mit. Aber Bio-Gemüse ohne Glyphosat-Behandlung kaufen – das ist dann doch wieder zu teuer.
Nicht die Unterstützung einer Kampagne zählt, sonder dein Kaufverhalten, dein Lebensstil. Was nicht gekauft wird, wird nicht mehr produziert. Ganz einfach.
Augenwischer
Diese scheinheilige Augenwischerei ist schon genug Grund, Avaaz zu meiden. Aber natürlich ist es auch sehr interessant zu wissen, wer denn hinter Avaaz steht.
Doch das ist eine andere Geschichte…
Du kannst die Welt nicht ändern. Und auch nicht deine Mitmenschen. Aber du kannst dich selbst ändern. Das verändert alles und ist schon ein mehr als genug grosses Stück Arbeit, denke ich.
So macht’s der Profi
Hier seht ihr die richtigen Profis, quasi die Urväter von Avaaz: Monty Phython. Sie wussten schon in den Siebzigerjahren die Welt so zu erklären, dass jedermann folgen konnte. Sie waren die Pioniere in Sachen Welt verändern. In ihrem Sketch How to do zeigen sie, wie man die Welt vor allen Krankheiten rettet und Querflöte spielen kann. Enjoy!
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