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Radio zum Glück – Teil 2

Freundlich schönreden ist nach wie vor ein guter Lösungsansatz. Radio SRF macht’s vor. Weshalb wir gerne positive Nachrichten hätten, aber auf Bombenanschläge nicht verzichten wollen…

Angefangen hat alles mit einem kurzen Mail an Radio SRF3. Mein einfacher Vorschlag: An einem Tag im Jahr sendet ein nationaler Radiosender nur positive Nachrichten.
Ich habe mal (noch bevor ich auf Thilo Jung gestossen bin) naiv nachgefragt, so wie ich das sehr gerne mache (zum Beispiel hier).
Was auf den ersten Blick sympathisch und vernünftig tönt, erweist sich schon kurz darauf als ziemlich schwierig. Man würde ja schon gerne, aber…

Wieso die Idee schlussendlich bei Radio SRF abblitzte, kannst du hier nachlesen. Und wenn du Lust hast -und die Idee von einem Tag positiver Nachrichten genau so toll findest wie ich-, dann unterstütze meine Initiative (hier nachlesen und hier auf Facebook unterstützen) und frag gleich selber nochmals nach bei Radio SRF. Je mehr Reaktion aus dem Publikum, desto schneller wird so was umgesetzt.
Schliesslich ist es wie mit den Max Havelaar-Bananen. Die werden nicht bloss deshalb verkauft, weil die Migros fair trade unterwegs ist., sondern in erster Linie, weil die Kunden solche Bananen wünschen und auch kaufen .

 

2. Januar 2017

Hallo Herr Wyss

Mein Name ist Michael Weiss und ich bin regelmässiger SRF3-Hörer und ich wünsche mir was von Ihnen.
Zu jeder Stunde laufen (natürlich nicht nur) auf Radio SRF3 die Nachrichten, voll gefüllt mit negativen Meldungen aus aller Welt. Selbstmordattentäter, Anschläge, Stellenabbau, Hungertote und so weiter.
Wäre es nicht super, wenn (ich möchte nicht übertreiben) an einem Tag im Jahr auf einem Sender der Schweiz nur positive Meldungen gesendet würden? Ich bin mir sicher, die Zuhörer wären ganz anders drauf und das würde eine Welle des Lächelns und der Zufriedenheit durch unser Land zaubern.
Mein Vorschlag wäre der 25. Dezember 2017 – so quasi als Weihnachtsgeschenk.
Was denken Sie dazu?
Darf man so viel Positives senden und dafür einen Tag die Drogentote eines mexikanischen Kartells verschweigen?
Also mich würde es sehr freuen!
Mit freundlichen Grüssen
Michael Weiss
4. Januar 2017 
Hallo Herr Wyss
Ich wollte nur mal nachfragen, ob mein Mail bei Ihnen angekommen ist. Oder ob ich mich mit meinem Anliegen vielleicht an eine andere Person wenden muss.
Liebe Grüsse
Michael Weiss
10 Minuten später:

Hallo Herr Weiss

Ihr Input wurde an den Chef der Radionachrichten und an den Chef von Radio SRF 3 weitergeleitet. Ich persönlich finde ihre Idee sehr sympathisch.

Freundliche Grüsse

Stefan Wyss

 

6. Januar 2017

Liebe Herr Weiss

Vielen Dank für Ihre Anregung. Gerne übergeben wir sie den Programmverantwortlichen der Nachrichtenredaktion und an Radio SRF 3. Die Teams werden Ihren Vorschlag in die Diskussion aufnehmen. Und wer weiss …….. 

Ihnen wünschen wir auch im neuen Jahr viel Hörgenuss mit unseren Programmen. 

Freundliche Grüsse

Sonja Kägi
Kundendienst

srf@srf.ch

www.srf.ch

P.S.: Wollen Sie aktiv mitreden? Dann machen Sie mit unter: http://fluidsurveys.com/s/WillkommenBeiSRF

 

23. Januar 2017

Hallo Herr Wyss und Frau Kägi
Ich möchte ja nicht ungeduldig erscheinen. Aber wissen Sie schon, wann mit einem Entscheid der Programmverantwortlichen zu rechnen ist?
Bis dahin dürfen Sie mich gerne unterstützen: https://www.facebook.com/radiozumglueck/
🙂
Liebe Grüsse
Michael Weiss
1. März 2017

Sehr geehrter Herr Weiss

Danke für Ihre Mitteilung und für Ihr Interesse an den Nachrichten von Radio SRF. 
Zuerst möchte ich mich dafür entschuldigen, dass Ihr Mail liegen geblieben ist. 

Tatsächlich hören und lesen wir immer wieder die Kritik, dass wir zu viele negative Meldungen bringen. Negative Meldungen kommen zwar vor, aber ganz so schlimm ist es nicht, wenn ich unsere Nachrichten genau anschaue. Zum Beispiel jetzt eben, Dienstag um 15 Uhr, die vier Meldungen: 
Weniger Fahrausweisentzüge in der Schweiz, Ständerat soll Abstimmungen transparenter machen, Strafzölle für chinesische Solarpanels, Israelich Siedlung in Westjordanland geräumt. 
Es findet sich wohl für jede dieser vier Meldungen Hörerinnen und Hörer, die das gut finden und solche die das schlecht finden. Das ist sogar beim Wetter so. Gerade jetzt regnet es vor meinem Fenster in Strömen. Manche stört das, die Tourismusregionen dürfte es freuen, weil es endlich Schnee gibt. 

Und nun zu Ihrem konkreten Vorschlag, einen Tag lang nur gute Nachrichten zu melden: Wer entscheidet eigentlich was gut ist, wenn nicht einmal schönes Wetter für alle gut ist? Wenn wir beispielsweise melden, die Luft ist weniger schmutzig, heisst das vielleicht auch, dass weniger Benzin verkauft wird. Was nicht nur den Tankstellenwart stören dürfte, sondern auch alle, die Aktien an Unternehmen im Ölgeschäft besitzen. 

Sie sehen, wir können es nicht allen recht machen, aber wir versuchen es jeden Tag. 

Mit freundlichen Grüssen 

Jan Grüebler
Stv. Redaktionsleiter Nachrichten / Teletext / Info 3
Schweizer Radio und Fernsehen

8. März 2017
Sehr geehrter Herr Grüebler
Macht nichts, dass mein Mail etwas bei Ihnen liegen geblieben ist.
Die Leserzahlen meines Blogs sind noch überschaubar und der grosse Anklang auf meine „Radio zum Glück“-Initiative hat noch nicht stattgefunden. Da können wir uns beide gerne etwas Zeit lassen.
Jedenfalls, vielen Dank für Ihre Antwort. Sie hat mich sehr amüsiert.
Sie haben sich für Ihre Antwort einen guten Tag ausgesucht, was die Nachrichten betrifft. Aber wir wissen ja beide, dass das auch ganz anders tönen kann.
Ihre Frage, wer denn schlussendlich entscheidet, was gute und schlechte Nachrichten sind, greift meiner Meinung nach zu kurz und weckt höchstens meinen Sarkasmus.
Ein Bombenanschlag auf einen belebten irakischen Markt mit achtzig Toten hat vielleicht auch Positives. Denken wir nur mal an die Überbevölkerung.
Oder zweitausend entlassene Arbeiter in Mexiko: Die Familienväter haben nun viel mehr Zeit für ihre Kinder.
Steigende Krebsraten? Super, solange Syngenta und Novartis ihre Steuern in der Schweiz bezahlen…
Angela Merkel wird wiedergewählt. Dutzende Kabarettisten finanzieren sich damit ihren Lebensunterhalt.
Aber jetzt wieder im Ernst: So einfach können Sie sich nicht aus der Affäre ziehen.
Wir haben uns daran gewöhnt, tagtäglich mit Negativmeldungen zugeschüttet zu werden und mancheiner glaubt vielleicht, nicht ohne solche Informationen leben zu können.
Was glauben wir denn zu verpassen, wenn wir nicht jede Stunde über Krieg, Tod, Leid und Elend irgendwo auf dieser Welt informiert werden?
Umgekehrt gefragt: Was verpassen wir tagtäglich, wenn wir nicht stündlich erinnert werden, was alles klappt, wo Erfolge gefeiert wurden, wo (menschlicher) Fortschritt erziehlt wurde?
Zugegeben, unser Fokus auf das Leid und das Negative hat uns soweit gebracht, dass ich auch lange suchen und überlegen müsste, um positive Meldungen zu finden. Aber ich denke, die Arbeit ist es wert. Ausserdem können Sie es ja umdrehen: Statt nur Positives zu berichten versuchsweise einfach die Schreckensmeldungen weglassen.
Ich bleibe dabei: Einen Tag Positives zu vermelden ist möglich. Ihnen bleiben immer noch die restlichen 364 Tage.
Und wenn das ein Hörer nicht aushält, kann er für diesen einen Tag auf die Lokalradios ausweichen 🙂
Mit freundlichen Grüssen
Michael Weiss
17. März 2017
 Sehr geehrter Weiss

Danke für Ihre Antwort.

Wir haben kürzlich einen Workshop mit jungen Journalistinnen und Journalisten durchgeführt. Dabei kam auch das Thema „immer diese schlechten Nachrichten“ auf. Bei der Suche nach einer Lösung, sind die jungen zum Schluss gekommen, dass das schwierig bis unmöglich ist. Ihre „gute Meldung des Tage“ war, dass es in Kopenhagen nun mehr Velo- als Autofahrer gibt. Stellen Sie sich vor, Radio SRF würde sagen, dass sei eine gute Nachricht. Wir hätten Konzessionsbeschwerden von Autofahrern. Und das zurecht. Es steht uns nicht zu, zu urteilen was besser und was schlechter ist.

Ich finde Ihr Beispiel mit dem Krebs sehr gut. Würde ein Medikament erfunden, das Krebs schnell und billig heilen würde, wäre das für Pharmaunternehmen, die ein teures Medikament vertreiben, keine gute Nachricht.

Auch heute habe ich für mein Mail einen guten Moment ausgesucht, 12 Uhr: Parlament sagt auch in Schlussabstimmung Ja zur Altersvorsorge, Massnahmen wegen Vogelgrippe aufgehoben, Wolf im Thurgau nachgewiesen. Mein Chef sagt, höchstens 10 Prozent unserer Meldungen seien reine Katastrophenmeldungen. Ich habe nie nachgezählt, aber das dürft etwa das durchschnittliche Verhältnis sein. 

Freundliche Grüsse

Redaktor Jan Grüebler
Stv. Redaktionsleiter Nachrichten / Teletext / Info 3
Chefredaktion Radio

srf@srf.ch

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